Etappen, die die Tour durcheinandergewirbelt haben

Procycling wählt die zehn spannendsten Bergetappen der Post-Merckx-Ära.

 

1975, Etappe 15
Nizza – Pra-Loup

Distanz: 217,5 km
Anstiege: Le Col St Martin, Col de la Couillole, Col des Champs, Col d’Allos, Pra-Loup
 
Es war noch nicht die Post-Eddy-Merckx-Ära, als das Peloton nach der zweiten Woche der Tour 1975 Nizza auf Höhe des Meeresspiegels verließ und sich auf einen stetig ansteigenden Parcours begab, der über den 2.250 Meter hohen Col d’Allos und zur Skistation Pra-Loup führte. Die Etappe sah aus wie viele andere seit 1969 – seit Merckx bei der Tour unschlagbar gewesen war. Der Belgier trug Gelb und attackierte von vorne. Merckx war nie jemand, der sich auf seinem Vorsprung ausruhte. Aber manch einer mag gespürt haben, dass Merckx aus Unsicherheit angriff. Er war mit einem Vorsprung von 2:20 Minuten in die Pyrenäen gegangen, aber Bernard Thévenet, sein ärgster Rivale, hatte sich in den Pyrenäen und im Zentralmassiv in diesen Vorsprung hineingefressen, ihm hier 49 Sekunden, dort 34 Sekunden abgenommen; bis zur Etappe nach Pra-Loup lag der Franzose nur noch 58 Sekunden zurück. Merckx attackierte am Allos im Anstieg wie in der Abfahrt und hatte am Fuß von Pra-Loup zwei Minuten herausgefahren. Bis zum Gipfel würde er diesen Vorsprung doch sicher ausbauen. Aber stattdessen passierte das Unvorstellbare: Er brach ein und Thévenet holte ihn ein, zog an ihm vorbei und hatte genug Zeit, um die ganzen 58 Sekunden zurückzuholen, die die beiden trennten, und obendrein weitere 58 Sekunden. Merckx wurde Fünfter an jenem Tag. Kein Desaster, aber der Nimbus der Unbesiegbarkeit war für immer dahin. Thévenet attackierte am folgenden Tag am Col d’Izoard erneut und Merckx konnte einfach nicht folgen. Die Nach-Merckx-Ära hatte begonnen.

1984, Etappe 17
Grenoble – Alpe d’Huez

Distanz: 151 km
Anstiege: Côte de St Pierre-de-Chartreuse, Col du Coq, Côte de Laffrey, Alpe d’Huez

Die zweite Hälfte der 151 Kilometer langen Etappe nach Alpe d’Huez der Tour 1984 glich einem Boxkampf im Schwergewicht: zwei Kontrahenten, die sich Hiebe versetzten; der eine mit etwas mehr Raffinesse, der andere mit zunehmender Verzweiflung. Laurent Fignon, der Titelverteidiger, hatte die ersten beiden Wochen der Tour damit verbracht, Bernard Hinault, dem vierfachen Sieger, der wieder antrat, provokativ kleine Stückchen Zeit abzunehmen. Fignon hatte 1983 in Hinaults Abwesenheit gewonnen und der ältere Fahrer hatte etwas zu beweisen: dass er ohne die belastende Knieverletzung, die ihn im Vorjahr vom Start abgehalten hatte, niemals zugelassen hätte, dass Fignon das Gelbe Trikot gewinnt. Aber Fignons Vorsprung auf Hinault betrug schon zwei Minuten, als die Tour die Alpen erreichte. Die Etappe nach Alpe d’Huez führte nicht über die gewaltigen Pässe nördlich und östlich der Alpe – den Croix de Fer und den Galibier –, sondern über die schmalen, kurzen und steileren Anstiege der Chartreuse im Westen. Hinault attackierte am Laffrey und zog Fignon und eine kleine Gruppe hinter sich her. Fignon griff seinerseits am Gipfel an und zwang Hinault zur Aufholjagd. Als er Fignon stellte, auf der Talstraße Richtung Alpe, konterte er seinerseits und fuhr in einen heftigen Gegenwind. Über Fignons Reaktion auf Hinaults Attacke wurde viel geschrieben. Er sagte der Presse im Ziel, er habe lachen müssen, als er Hinault fast drei Minuten abgenommen hatte, nachdem er den erschöpften Bretonen eingeholt und an der Alpe stehen gelassen hatte. Im folgenden Jahr stieg Fignon mit einer Knieverletzung aus, während Hinault das Gelbe Trikot gewann. Hinault wird sich da zumindest ein Lächeln erlaubt haben.
 

1986, Etappe 13
Pau – Superbagnères

Distanz: 186 km
Anstiege: Col du Tourmalet, Col d’Aspin, Col de Peyresourde, Superbagnères
 
Bernard Hinault hat nie einen Kampf gesehen, in den er sich nicht gerne eingemischt hätte. Und wenn keiner kämpfte, zettelte er eben selbst einen an. Nach einer Bergetappe der Tour 1986 hatte Hinault das Rennen fest im Griff. Er hatte versprochen, seinem Teamkollegen Greg LeMond zu helfen, das Gelbe Trikot zu gewinnen, aber seine Vorstellung auf der ersten Pyrenäen-Etappe nach Pau war die eines Fahrers, der selbst gewinnen wollte. Er hat mit einem starken Begleiter attackiert, Pedro Delgado. Niemand von den Verfolgern wollte LeMond wieder an die beiden heranführen und so konnten Hinault und Delgado viereinhalb Minuten herausfahren. Hinaults und LeMonds Team, La Vie Claire, war das mit Abstand stärkste im Rennen – vielleicht eines der stärksten, die je bei der Tour angetreten sind. Hinault hätte nach Pau nichts tun müssen, außer nach Paris zu rollen und mit einem sechsten Toursieg einen Rekord zu brechen. Aber am folgenden Tag attackierte er, wieder weit vor dem Ziel, in der Abfahrt vom Col du Tourmalet. Er fuhr bis zum Gipfel des Aspin weitere zwei Minuten heraus, aber dieses Mal hatten seine Rivalen entschlossen die Verfolgung aufgenommen und er wurde in Luchon eingeholt, wobei Superbagnères noch kam. Hinault brach ein und LeMond stiefelte weiter und holte jede Sekunde zurück, die er am Vortag verloren hatte. Hinault hatte praktisch einen K.-o.-Schlag ausgeführt – gegen sich selbst.

1987, Etappe 19
Valréas – Villard-de-Lans

Distanz: 185 km
Anstiege: Col de Tourniol, Col de la Bataille, Col de la Chau, Côte de Chalimont

Bevor die Tour 1987 zu „Stephen Roche versus Pedro Delgado“ wurde, war es „alle gegen Jean-François Bernard“. Bernard war super gefahren. Er lieferte ein gutes, langes Zeitfahren ab, ging auf der ersten Pyrenäenetappe in die Ausreißergruppe, nahm den anderen Klassementfahrern fast vier Minuten ab und fuhr im Zentralmassiv stark. Dann kam die Vorstellung seiner Karriere: Er pulverisierte seine Rivalen beim Zeitfahren zum Mont Ventoux und führte das Rennen mit zweieinhalb Minuten Vorsprung an. Das französische Publikum und die Medien hatten einen neuen Nationalhelden entdeckt, kaum sechs Monate nach dem Ende der Ära Bernard Hinault. Die Erbfolge war nahtlos: Bernard war tot; es lebe Bernard. Aber es gibt einen bezeichnenden Satz in der Autobiografie des späteren Siegers von 1987, Stephen Roche, The Agony and the Ecstasy, über den jüngeren der beiden Franzosen: „Ich wusste, dass es verdammt schwer werden würde, Bernard aus dem Gelben Trikot zu fahren. Aber es war nicht unmöglich. Er war nicht Hinault.“ Versuchen Sie mal, das den Franzosen zu erzählen. Bernard hätte das Gelbe Trikot vielleicht behalten, hätte er nicht am Tag nach dem Ventoux, einer flotten Mittelgebirgsetappe durch den Vercors, zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt einen Plattfuß gehabt. Sein Team hatte drei Fahrer vorausgeschickt, sodass er gefährlich isoliert war, und er hatte die Panne ausgerechnet in dem Moment, als Roche mit so gut wie allen anderen Fahrern in den finalen Top Ten in der Verpflegungszone attackierte. Eine 13-köpfige Gruppe, angeführt von Roche und Delgado, fuhr trotz einer beherzten Verfolgung durch den Franzosen eine Minute heraus. Aber dann brach Bernard ein. Die 4:13, die er bis ins Ziel auf Roche einbüßte, waren zwei Minuten mehr als das spätere Defizit in Paris. Bernard war nicht Hinault, und die Tour hatte einen Tag gebraucht, um das herauszufinden.
 

1989, Etappe 18
Bourg-d’Oisans – Villard-de-Lans

Distanz: 91,5 km
Anstiege: Côte de Laffrey, Côte de St-Nizier-du-Moucherotte, Villard-de-Lans Côte 2000
 
Der jüngste Trend zu kurzen und knackigen Bergetappen ist keine neue Erscheinung. Obwohl die Frankreich-Rundfahrten der Nachkriegszeit bis in die 2000er-Jahre hinein für die epischen Bergetappen bekannt waren, die dem Rennen ihren Stempel aufdrückten, bauten die Organisatoren auch manchmal kürzere Teilstücke ein. Wenn man nach der 18. Etappe der Tour 1989 gehen kann, hätten sie früher und öfter auf diese Variante zurückgreifen sollen. In einem Rennen, in dem das Spitzenreitertrikot zwischen Greg LeMond und Laurent Fignon hin und her wanderte, war die 91,5 Kilometer kurze Etappe nach Villard-de-Lans eine entscheidende. LeMond gewann das lange Zeitfahren in der ersten Woche; Fignon gewann in Superbagnères; LeMond eroberte das Trikot im Zeitfahren nach Orcières-Merlette zurück und nahm Fignon in Briançon noch ein bisschen mehr Zeit ab; der Franzose revanchierte sich in Alpe d’Huez. Wenn einer stärker war, so schien es, ließ der andere nach. Fignon hatte nach der Alpe 26 Sekunden Vorsprung. Nicht genug gegen einen so starken Zeitfahrer wie LeMond angesichts eines abschließenden Zeitfahrens in Paris. Also attackiert er auf der schnellen, kurzen Etappe nach Villard-de-Lans. LeMond und die anderen Favoriten wunderten sich und konnten sich nicht einig werden, bis die PDM-Fahrer Steven Rooks und Gert-Jan Theunisse, die keinen guten Grund zum Arbeiten hatten, beschlossen, Fignons Vorsprung zumindest zu begrenzen. Normalerweise wurden Frankreich-Rundfahrten auf den epischen Bergetappen gewonnen, aber hier war Fignon, der alleine attackierte, als alle vergleichsweise frisch waren. Im Ziel hatte er 24 Sekunden herausgefahren. Selbst gegen einen so starken Zeitfahrer wie LeMond hätten 50 Sekunden reichen sollen, doch die Tour 1989 war ein besonderes Rennen, wie sich noch zeigen sollte.
 

1990, Etappe 13
Villard-de-Lans – St-Etienne

Distanz: 149 km
Anstiege: Col de la Croix de Chaubouret

Wenn ein Team einen Fahrer in einer Ausreißergruppe hat, sagt man, braucht es sich nicht an der Verfolgungsarbeit zu beteiligen. Als also der Z-Fahrer Ronan Pensec bei der Tour 1990 die erste Gruppe mit Claudio Chiappucci, Frans Maassen und Steve Bauer erwischte, konnte sich Pensecs Kapitän Greg LeMond ausruhen und es seinen Rivalen überlassen, wie sie die zehn Minuten gutmachen wollten, die sie schließlich verloren hatten. Immerhin war Pensec der beste Kletterer des Quartetts, und wenn dieses Defizit nicht reduziert würde, würde er gewinnen. Es waren zwei Alpenetappen und ein Bergzeitfahren nötig, um festzustellen, dass Chiappucci tatsächlich der Stärkste von den vier war. Als Pensec im Zeitfahren einbrach und 3:50 Minuten einbüßte, war Chiappucci in Gelb, LeMond Vierter mit 7:27 Minuten Rückstand und die Alpen waren verschwendet. Im Zentralmassiv bekam es Z auf einer kurzen Etappe nach Saint Etienne taktisch schließlich auf die Reihe. Sie schickten Pensec mit einer frühen Gruppe voraus und zwangen Chiappucci und sein Carrera-Team zur Aufholjagd. Die Strapazen zogen ihnen den Zahn, und als Pensec eingeholt war, attackierte LeMond am Col de la Croix de Chaubouret bei Saint-Etienne. Chiappucci konnte nicht folgen und kassierte fünf Minuten. Es sollte eine weitere Woche dauern, bis LeMond schließlich das Gelbe Trikot übernahm, doch obwohl die Tour 1990 für Chiappuccis tapfere Verteidigung seines Trikots in den Pyrenäen in Erinnerung bleibt, verlor er sein Rennen an einem einzigen Tag im Zentralmassiv.
 

1991, Etappe 13
Jaca – Val Louron

Distanz: 232 km
Anstiege: Col du Pourtalet, Col d’Aubisque, Col du Tourmalet, Col d’Aspin, Val Louron
 
Um mit dem früheren britischen Premierminister Gordon Brown zu sprechen, gibt es zwei Arten von Radprofis: die, deren Karrieren ins Rutschen geraten, und die, die rechtzeitig aussteigen. Wie Merckx in Pra-Loup und Hinault in Superbagnères erging es Greg LeMond in Val Louron. LeMond war der große Favorit der Tour 1991, so wie Merckx 1975 und Hinault am Morgen der Etappe nach Superbagnères 1986. Er hatte das Rennen bereits angeführt, mit gewagten Attacken auf einer frühen Flachetappe und im langen Zeitfahren einen Vorsprung herausgefahren. Er hatte das Gelbe Trikot am Tag vor Val Louron an den Ausreißer Luc Leblanc verloren, aber er sah immer noch aus wie der designierte Sieger. Aber erst als Miguel Indurain etwas tat, was vorher und nachher selten vorkam, und auf einer Bergetappe angriff, schien LeMond angreifbar zu sein. Indurain drückte in der Abfahrt vom Tourmalet aufs Tempo, dockte an Claudio Chiappucci an und die zwei fuhren der Konkurrenz auf den beiden abschließenden Bergen einfach davon. LeMond brach ein, verlor viel Zeit und vor allem die Aura der Unbesiegbarkeit, die er als Sieger der letzten beiden Frankreich-Rundfahrten aufgebaut hatte. Die Etappe war ein Gemetzel – nur drei weitere Fahrer waren sechs Minuten nach dem Chiappucci-Indurain-Tandem im Ziel. Die Abstände waren entscheidend und massiv und leiteten eine neue Ära ein, deren Taktik heute noch dominant ist – ein einziger Wirkungstreffer, gefolgt von konservativer Fahrweise. Entwickelt wurde das System von Indurain, aufgegriffen von Armstrong und perfektioniert vom Team Sky.

 


1998, Etappe 15
Grenoble – Les Deux Alpes

Distanz: 189 km
Anstiege: Col de la Croix de Fer, Col du Télégraphe, Col du Galibier, Les Deux Alpes

Was symbolisiert eine der berühmtesten Etappen in der modernen Tour-Geschichte besser als die Tatsache, dass sie unter schwarzen Sturmwolken stattfand und die erschöpften und durchnässten Fahrer kaum auszumachen waren im diffusen Licht der Begleitfahrzeuge, die ihnen folgten? Marco Pantani ging mit drei Minuten Rückstand auf den Titelverteidiger Jan Ullrich in die schwerste Etappe des Rennens 1998. Es war eine grauenvolle Tour. Wie konnte ein vom Festina-Skandal überschattetes Rennen das nicht sein? Das Trauerspiel ging weiter – Teams wurden vom Rennen ausgeschlossen, verließen es oder verloren Fahrer aufgrund polizeilicher Untersuchungen. Ullrich hatte plötzlich einen vermeintlich entscheidenden Vorsprung herausgefahren, aber wen kümmerte das? Hat Pantanis Eliminierung von Ullrich mit seiner spektakulären Langstrecken-Attacke im Sturm am Col du Galibier die Tour herumgerissen? Oder hat sie nur die strukturellen Probleme unterstrichen, die im Rennen existierten? Eine Etappe, die dem Vergleich mit den größten Kämpfen der Tour standhielt, ließ Fragen hervortreten, die sich die Fans seitdem stellen – war irgendetwas davon tatsächlich real?
 

2008, Etappe 17
Embrun – Alpe d’Huez

Distanz: 210,5 km
Anstiege: Côte de Ste-Marguerite, Col du Galibier, Col de la Croix de Fer, Alpe d’Huez
 
Carlos Sastre, der Sieger der Tour 2008, kam bei Fans oder anderen Rennfahrern nie so gut an wie andere Toursieger. Und so ließ sich der zurückgetretene Lance Armstrong, der sich ohne Hemd auf dem Sofa fläzte und den Spanier gewinnen sah, dazu animieren, im folgenden Jahr sein Comeback zu geben. (Er ließ Sastre bei der Tour 2009 hinter sich, aber ob das die darauffolgende Schmach wert war, ist fraglich.) Sastre gewann eine offene Tour. Es hieß, die oft zitierte Säuberung des Pelotons, die damals vielleicht einzusetzen begann, habe das Rennen verbessert. Andererseits hätte es, wenn Alberto Contador nach den Doping-Verwicklungen seines Astana-Teams hätte starten dürfen, sehr einseitig sein können. Das Rennen war durchweg extrem knapp – ein unterschätzter Klassiker. Vor der letzten Bergetappe zur Alpe fuhr Sastres CSC-Teamkollege Fränk Schleck in Gelb und zwei Fahrer waren keine zehn Sekunden, Sastre 49 Sekunden und Denis Mentschow 1:13 Minuten von ihm entfernt. Das Problem von CSC war, dass Schleck gegen die Uhr nicht gut genug war, um Cadel Evans, der zu jenem Zeitpunkt acht Sekunden Rückstand hatte, im abschließenden Zeitfahren zu schlagen. Schlecks Problem war, dass die zierliche Figur, die in Alpe d’Huez auf und davon fuhr, sein Teamkollege Sastre war. Der Spanier startete die entscheidende Attacke des Rennens am Beginn des Anstiegs und fuhr bis ins Ziel weitere Zeit heraus, hatte am Ende zwei Minuten auf seine Verfolger. Schleck, dessen Hände gebunden waren, musste Evans im Anstieg missmutig beschatten. Nie war das alte Klischee, dass Radsport eine Mannschaftssportart für Einzelne ist, sichtbarer als bei Sastres tourentscheidendem Angriff an der Alpe.
 

2011, Etappe 19
Modane – Alpe d’Huez

Distanz: 109,5 km
Anstiege: Col du Télégraphe, Col du Galibier, Alpe d’Huez

Die Tour 2011 kam nur langsam in Gang. In den ersten beiden Wochen passierte nicht viel in der Gesamtwertung, während Thomas Voeckler zur Freude der Franzosen das Gelbe Trikot trug, das er dank seiner Betätigung in einer Ausreißergruppe geholt hatte. Die Favoriten fuhren verhalten durch die Pyrenäen, es gab Pattsituationen in Luz Ardiden und am Plateau de Beille. Als es in die Alpen ging, sorgten nur ein paar Korkenzieher-Abfahrten nach kleinen Anstiegen für Abstände. Das Rennen ist berühmt für Andy Schlecks Attacke auf der Etappe zum Col du Galibier. Frustriert über seine Unfähigkeit, Zeit herauszufahren, und die konservative Fahrweise seiner Rivalen, startete er weit vor dem Ziel eine erfolgreiche Attacke und fuhr über zwei Minuten auf den späteren Sieger Cadel Evans heraus. Aber es war das folgende Teilstück nach Alpe d’Huez, eine weitere kurze, knackige Etappe in den Bergen, die das Rennen sprengte. Alberto Contador, frustriert über seinen Mangel an Form, griff fast sofort, am Col du Télégraphe, an. Er zog Schleck und Voeckler hinter sich her, während das Rennen dahinter in Fetzen aufging. Nach fast drei Wochen konservativem Rennen hatten die Favoriten auf den ersten 15 Kilometern attackiert. Schleck und Contador wurden in der langen Abfahrt vom Col du Lautaret gestellt, bevor in Alpe d’Huez ein Kampf alle gegen alle zwischen Contador, Samuel Sánchez und Pierre Rolland entbrannte, den Rolland für sich entschied. Schleck und Evans neutralisierten sich gegenseitig, während Voeckler verbissen kämpfte und auf den vierten Gesamtplatz fuhr. Das Rennen hatte sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben.

Wie haben wir diese Wahl getroffen?
Mit großen Schwierigkeiten, ist die Antwort. Selbst wenn man nach 1975 (die Post-Merckx-Ära) einen Schnitt ansetzt, waren 38 Etappen in unserer Vorauswahl, und selbst da waren schon einige Kracher auf dem Fußboden des Schneideraums gelandet. Wir haben die Selektion auf eine Etappe pro Tour begrenzt – keine einfache Sache in Jahren wie 1987 und 1989, als es mit den Geschicken der Favoriten Tag für Tag auf und ab ging. Wir haben auch einige der großen, individuellen und dominanten Leistungen ausgelassen. So brillant manche Einzelleistung gewesen sein mag, haben wir versucht, uns auf die Tage zu konzentrieren, an denen die Geschichte irgendwie einen neuen Dreh bekam oder eine Wendung nahm. Unvorhersehbarkeit ist die Essenz spannenden Sports, und diese zehn Tage zeigen das auf die eine oder andere Weise.



Cover Procycling Ausgabe 162

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 162.

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