Rad-WM am RIng!

Wie war bei Ihnen eigentlich das Wetter am Sonntag der Rad-WM? Hier bei mir im Rheinland war es ganz angenehm – morgens, als ich mit dem Rad losfuhr, etwas kühl, insgesamt jedoch freundlich und am Nachmittag bei Sonnenschein sogar um die 20 Grad warm – und vor allem den ganzen Tag über trocken. Da sah es rund 1.000 Kilometer weiter südlich, im schönen Florenz, ja ganz anders aus.

 

Eine Straßen-WM im strömenden Regen ist nicht unbedingt das, was man von Bella Italia erwartet; derartige Regenschlachten passen eher zu Austragungsorten in unseren Breiten wie etwa Valkenburg – wo die Weltmeisterschaft 2012 bekanntlich bei sehr angenehmer Witterung gefahren wurde (1998 dagegen war es echt fies; ich weiß noch genau, wie ich nass und frierend am Cauberg stand). Was das jetzt alles soll? Ach, eigentlich kam ich drauf, als ich an unserer Lombardei-Story arbeitete, jenes „Rennen der fallenden Blätter“, bei dem der neue Weltmeister traditionell zum ersten Mal sein Regenbogentrikot präsentiert. Dort ist ja mehrmals von Alfredo Binda die Rede, der die Lombardei-Rundfahrt insgesamt viermal gewinnen konnte – einmal davon, im Jahre 1927, als Weltmeister. Um genauer zu sein, als erster Profi-Radweltmeister überhaupt, und auch als erster Weltmeister, der sich mit dem Regenbogentrikot schmücken durfte. Und dieses Trikot holte sich Binda nicht etwa irgendwo im sonnigen Italien, sondern hier, bei mir in der Nähe, in den Tiefen der Eifel, auf dem Nürburgring!

Und darum geht es mir auch: Warum sollte man nicht den Versuch unternehmen, die WM nach 1927, 1966 und 1978 wieder auf den Ring zu holen? Deutschland war ja das letzte Mal 2007 dran; eine weitere WM gegen Ende des Jahrzehnts läge also durchaus im Bereich des Möglichen. Die Infrastruktur am Nürburgring ist inzwischen auch deutlich besser als zu Zeiten von Binda, Altig und Knetemann, und letztlich würde es dem Ring sicher auch guttun, einen Event von Weltniveau zu beherbergen. Sollten Sie also hochgestellte Persönlichkeiten aus der Radsportwelt (oder vom Nürburgring) kennen, können Sie diese Anregung ja weiterleiten. Wer weiß, vielleicht wird ja mal was daraus. Ach so: Dass ich am WM-Sonntag auf dem Rad statt vor dem Fernseher saß, lag natürlich daran, dass man hierzulande als durchschnittlicher TV-Seher keine Möglichkeit hatte, das Rennen von Florenz zu verfolgen. Pech für Athleten wie Tony Martin, dessen dritter Titel im Zeitfahren entsprechend wenig beachtet blieb. Hätte die WM auf dem Nürburgring stattgefunden, wäre das anders gewesen – dann hätte der Westdeutsche Rundfunk bestimmt alle Rennen live übertragen …

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe!

Caspar Gebel
Redaktion


Cover Procycling Ausgabe 117

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 117.

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