Tour der Freude, Tour der Leiden

Gerade mal anderthalb Wochen sind vergangen, seit Marcel Wüst und Jens Voigt die Teams und Fahrer der 104. Tour de France auf dem Düsseldorfer Burgplatz vorgestellt haben.

 

Nach 30 Jahren endlich wieder ein Grand Départ auf deutschem Boden – vor allem die einheimischen Akteure auf der Bühne waren sichtlich angetan vom Zuspruch des Publikums in der Landeshauptstadt. Sicherlich schwang dabei auch eine gehörige Portion Stolz mit, denn erst mit den Leistungen der aktuellen Generation ist der Radsport in Deutschland wieder ein gutes Stück weit salonfähig geworden. Die Vorzeichen standen also bestens. Doch pünktlich zum Start des Rennens verabschiedete sich der Sommer zwischenzeitlich und überließ Fahrer und Fans einem beharrlichen Nieselregen, der die Begeisterung an der Strecke zwar nur partiell trüben konnte, auf der Straße jedoch zu einem echten Sicherheitsrisiko wurde. Ob sich Tony Martin den Traum von Gelb bei trockenen Verhältnissen erfüllt hätte, bleibt zwar reine Spekulation, dass mit Alejandro Valverde und Bahrain-Merida-Kapitän Ion Izagirre zwei Topfahrer nach schweren Stürzen das Rennen bereits am ersten Tag aufgeben mussten, ist hingegen traurige Realität.

Aber wir wollen nicht hadern. Die Stimmung in Düsseldorf – und auch am folgenden Sonntag, als das Feld von dort in Richtung Mönchengladbach und Aachen unterwegs war – zeigt, dass die Begeisterung für die „Helden der Landstraße“, wie ein Werbeplakat zum Grand Départ das Peloton bezeichnete, weiter verbreitet und euphorischer ist, als es einem viele Medien hierzulande weismachen wollen. Dass Marcel Kittel das Auftaktwochenende mit seinem ersten Sprintsieg bei der diesjährigen Tour krönte, setzte dem rundum gelungenen Grand Départ die Krone auf. Seit den ersten Tagen hat die Tour weitere prägende Fahrer verloren, die Marcel Wüst und Jens Voigt noch kurz zuvor unter dem Jubel der Massen präsentiert haben. Zu den prominentesten Opfern gehören Mark Cavendish (Verletzung nach Sturz) und Peter Sagan (Disqualifikation) sowie Richie Porte, der bei einem schlimmen Unfall auf der 9. Etappe gegen eine Felswand geschleudert wurde. Ohne sie ist das Rennen ärmer geworden. Hoffen wir, dass weitere schlimme Stürze ausbleiben und die Tour  fortan im Sattel und nicht auf dem Asphalt entschieden wird.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe!
 
Chris Hauke
Redaktion


Cover Procycling Ausgabe 162

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 162.

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