Dekadenwechsel

Spontan gefragt: Erinnern Sie sich noch an den Toursieger 2011? Oder den Gewinner von Paris–Roubaix 2012? Wir geben zu: Auch wir mussten kurz überlegen, bis uns die richtigen Namen einfielen.

 

Es waren der Australier Cadel Evans und der Belgier Tom Boonen – zwei Fahrer, die längst ihre großen Karrieren beendet haben, aber aufgrund ihrer Leistungen für immer in den Geschichtsbüchern des Radsports stehen werden. Warum wir das gefragt haben? Mit dem Jahreswechsel 2019/20 wurde nicht nur ein neues Jahrzehnt eingeläutet, sondern auch ein altes verabschiedet. Für uns ein guter Anlass, noch einmal zurückzublicken – auf eine Dekade, die Radsportgeschichte geschrieben hat. Da wären zum einen die Athleten. Fahrer wie Tom Boonen, Alberto Contador oder Chris Froome haben die letzten zehn Radsportjahre mehr als nur geprägt. Auch das britische Team Sky ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen: Sieben von zehn möglichen Toursiegen zwischen 2010 und 2019 gehen auf das Konto der Briten – nicht einmal Lance Armstrongs US-Postal-Armada der 1990er- und 2000er-Jahre war so dominant. Womit wir auch bei den negativen Highlights wären, die leider ebenfalls zu so einem Dekadenrückblick gehören: Armstrongs denkwürdiges Karriereende und sein Dopinggeständnis haben bis heute viel Schaden in der Reputation des Radsports angerichtet.

Die Faszination des Radsports – auch das ist eine Erkenntnis des letzten Jahrzehnts – ist allerdings ungebrochen, was nicht zuletzt die extrem spannende Tour de France 2019 mit ihren epischen Bergetappen gezeigt hat. Egal, ob nun Armstrong, Contador oder Froome – seit dem 1. Januar 2020 gehören die 2010er-Jahre des Radsports endgültig der Vergangenheit an. Wir freuen uns daher umso mehr auf das, was vor uns liegt: das neue Radsportjahrzehnt. Ein Jahrzehnt, das hoffentlich viele spannende (und gute) Geschichten für den Radsport schreiben wird.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß beim Schmökern in der neuen Procycling!

Werner Müller-Schell
Redaktion